Textil Detox – Die beste Entscheidung für deine Haut und deine Gesundheit
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Haut ist ein Spiegel dessen, was sie berührt – Die Haut als größtes Organ
Toxine in unserer Kleidung und ihre Auswirkungen
Fasern und Materialien im Detail
Zertifizierungen und Standards
Fazit: Die Dosis macht das Gift

Als ich vor einiger Zeit ein Video sah, dass Lululemon-Leggins zum Schuldigen für Unfruchtbarkeit und andere körperliche Leiden machte, begann meine Unbeschwertheit bezüglich dieses Themas zu schwinden. Bis dahin war ich voll und ganz zufrieden mit meinen perfekt sitzenden Lululemon Leggins gewesen und konnte mir nicht vorstellen, je etwas anderes zum Sport zu tragen. Die Darstellung in diesem Video war natürlich etwas reißerisch und überspitzt und es geht auch nicht um Lululemon als Marke, sondern vielmehr um synthetische Materialien wie Polyester, aus denen Sportbekleidung oft besteht. Die Wahrheit ist: Schadstoffe, mit denen deine Haut in Kontakt kommt, werden zu großen Teilen auch aufgenommen, besonders, wenn die Kleidung so eng sitzt. Ich begann also, tiefer in die Thematik einzusteigen und mich über verschiedene Materialien zu informieren und welche Auswirkungen sie auf unsere Gesundheit haben können.

Die Haut ist ein Spiegel dessen, was sie berührt – Die Haut als größtes Organ

Durch unsere Haut haben wir direkten Kontakt zu unserer Umwelt. Sie schützt uns vor Hitze, Licht, Verletzungen und Infektionen. Unsere Körpertemperatur wird durch Schwitzen reguliert. Die Haut ist das größte Organ des menschlichen Körpers und spielt eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Schadstoffen. Doch was vielen nicht bewusst ist: Die Haut ist durchlässig für Substanzen, mit denen Sie in Kontakt kommt. Die Aufnahme erfolgt über die feinen Poren und kann dazu führen, dass Schadstoffe und Toxine direkt in den Blutkreislauf gelangen.
Prof. Dr. Jörg Spitz betonte in seinem Vortrag „Vitamin D – Hype oder Hope“ am 20. Februar 2018: „Alles, was wir auf die Haut schmieren, wird resorbiert.“ Er führte weiter aus, dass man keinerlei Kosmetik verwenden solle, die man nicht auch bereit wäre, mit einem Löffel zu essen, da alle Inhaltsstoffe letztlich im Körper ankommen.1 Was wir auf unsere Haut auftragen und womit sie in Kontakt kommt, hat also direkten Einfluss auf unsere Gesundheit.

Toxine in unserer Kleidung und ihre Auswirkungen

Die Kleidung, die eigentlich dazu gedacht ist, uns vor Umwelteinflüssen zu schützen, kann also gleichzeitig auch eine gesundheitliche Belastung für uns darstellen. Verschiedene Schadstoffe gelangen beim Anbau bzw. der Herstellung in Kleidung und Umwelt oder bleiben als Rückstände nach der Verarbeitung zurück. Ich möchte dir einen verständlichen Einblick geben und mich gleichzeitig so knapp wie möglich halten, da es sich um ein sehr komplexes und umfassendes Thema handelt. Bei der nachfolgenden Aufzählung handelt es sich um einige wichtige vorkommende Toxine, nicht um eine vollständige Liste aller vorkommenden.

Mikroplastik

Mikroplastik sind winzige Partikel, die durch Abrieb von synthetischen Fasern wie Polyester oder Nylon freigesetzt werden. Abrieb passiert schon dadurch, dass wir die Kleidung tragen oder, wenn wir sie waschen. Das Mikroplastik gelangt ins Grundwasser und letztendlich in unsere Nahrungskette und somit auch wieder in unseren Körper, wo es Entzündungen auslösen kann und die Funktion von Zellen beeinträchtigen kann. Mikroplastik wirkt wie ein Schwamm für Schadstoffe in der Umwelt und zieht u.a. Pestizide, Schwermetalle und organische Schadstoffe an. Im Körper können die gebundenen Schadstoffe dann freigesetzt werden und z.B. auf das Hormonsystem als endokrine Disruptoren wirken. Endokrine Disruptoren sind Substanzen, die das Hormonsystem stören, indem sie natürliche Hormone nachahmen. Mikroplastik kann auch selbst als endokriner Disruptor wirken: Viele Kunststoffe enthalten Weichmacher (Phthalate) oder Bisphenol A (BPA), die auch als Xenoöstrogene bezeichnet werden und die Hormonbalance im Körper stören. Xenoöstrogene sind endokrine Disruptoren, die wie Östrogen wirken.

Schwermetalle

Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Antimon kommen vor allem bei der Textilfärbung und -veredelung zum Einsatz. Schwermetalle sind hochgiftig und können das Nervensystem schädigen, Nieren und Leber belasten oder das Risiko für chronische Erkrankungen wie Krebs erhöhen. Einige Schwermetalle, wie Cadmium, wirken auch als endokrine Disruptoren.

Pestizide

Pestizide wie Glyphosat werden häufig beim Anbau konventioneller Baumwolle verwendet. Viele Pestizide wirken ebenfalls als Xenoöstrogene. Pestizide können außerdem die Leber belasten und das Immunsystem schwächen.

Chlorbleiche

Chlor wird häufig verwendet, um Textilien aufzuhellen. Dabei entstehen Dioxine als giftige Nebenprodukte. Sie sind stark krebserregend und können das Immunsystem schwächen.

Formaldehyd

Formaldehyd wird verwendet, um Stoffe knitterfrei, wasserabweisend und farbecht zu machen. Formaldehyd wirkt hautreizend und, wenn es in die Luft freigesetzt wird, auch reizend auf die Atemwege. Außerdem ist es als krebserregend und fruchtschädigend eingestuft.

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS)

PFAS werden auch als “Forever Chemicals” bezeichnet, da sie in der Umwelt extrem langlebig sind. Sie werden in der Textilindustrie dazu eingesetzt, die Kleidung wasser-, schmutz- und fettabweisend zu machen. PFAS finden sich vor allem in Outdoor-Kleidung, die als “wasserabweisend” gekennzeichnet ist. Sie wirken ebenfalls als Endokrine Disruptoren und sind krebserregend.

Azofarbstoffe

Azofarbstoffe werden verwendet, um Kleidung in besonders kräftigen und leuchtenden Farben zu färben. Einige Azofarbstoffe können krebserregende Amine freisetzen. Außerdem können sie hautreizend wirken und auch hormonelle Effekte haben.

Fasern und Materialien im Detail

Jedes Kleidungsstück ist mit einem Material- bzw. Pflegeetikett ausgestattet, auf dem sich die genaue Zusammensetzung des Materials befindet. Viel zu selten fließt dieses Kleingedruckte mit in unsere Kaufentscheidung ein. Jedes Material bringt einzigartige Eigenschaften, Vor- und Nachteile mit sich. In den folgenden Abschnitten möchte ich Licht ins Dunkle bringen und die verschiedenen Fasern und Materialien genauer beleuchten.

Naturfasern

Naturfasern sind Materialien, die direkt aus pflanzlichen oder tierischen Quellen gewonnen werden und in ihrer ursprünglichen Form biologisch abbaubar sind. Sie sind die ältesten textilen Rohstoffe der Menschheit und überzeugen durch viele gute Eigenschaften. Doch Naturfaser ist nicht gleich Naturfaser: Anbau und Verarbeitung können einen großen Unterschied machen.

Baumwolle

Baumwolle, gewonnen aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze, ist eine der beliebtesten Fasern weltweit. Sie ist weich, atmungsaktiv, saugfähig und vielseitig einsetzbar.
Konventionelle Baumwolle wird oft unter Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, chemischen Düngemitteln und genmanipuliertem Saatgut angebaut. Auch bei der weiteren Verarbeitung des Rohstoffs kommen zahlreiche Chemikalien, wie Bleichmittel und synthetische Farbstoffe, die u.a. oft Schwermetalle und andere Toxine enthalten, zum Einsatz. Die verschiedenen verwendeten Chemikalien bei Anbau und Verarbeitung können nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch Rückstände auf der Faser hinterlassen, die über die Haut in den Körper gelangen können.
Dahingegen wird bei Bio-Baumwolle auf natürliche Anbaumethoden zurückgegriffen, wie Fruchtwechsel und organische Düngemittel. So werden nicht nur Böden und Grundwasser weniger belastet, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Landwirte verbessert.
Der Begriff “Bio” bezieht sich zunächst nur auf den Anbau. Die weiteren industriellen Verarbeitungsschritte werden durch verschiedene Standards geregelt, wobei der GOTS (Global Organic Textile Standard) der wichtigste und strengste ist. Nach diesem Standard sind für die Verarbeitung u.a. keine Chlorbleiche, Weichmacher und kein Formaldehyd zulässig.

Leinen

Leinen wird aus den Fasern der Flachspflanze gewonnen und ist eine der ältesten und nachhaltigsten Textilfasern der Welt. Seine hohe Atmungsaktivität und kühlende Wirkung machen ihn zu einer beliebten Faser für Sommerkleidung.
Auch bei Leinen gibt es Unterschiede zwischen konventioneller und biologischer Produktion, wobei auch bei konventionellem Leinen auf den intensiven Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln beim Anbau verzichtet wird, da die Flachspflanze von Natur aus robust ist. Dennoch können bei der Verarbeitung chemische Substanzen wie synthetische Bleichmittel oder Weichmacher zum Einsatz kommen, die Rückstände auf dem Material hinterlassen und die Umwelt belasten.

Wolle

Wolle zeichnet sich durch hervorragende thermoregulierende Eigenschaften aus: Im Winter hält sie warm und im Sommer kühlt sie. Auch bei Wolle gibt es Unterschiede, die von der Haltung der Tiere bis zur Verarbeitung reichen.
Bei konventioneller Schafzucht werden Tiere oft nicht artgerecht gehalten und es werden verschiedene Pestizide zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt. Außerdem ist ein gängiges Verfahren, um den Befall mit Fliegenmaden zu verhindern, das sog. “Mulesing”, bei dem die Haut um den Schwanz ohne Betäubung entfernt wird. Beim Verkauf von Wolle wird explizit angegeben, ob diese "mulesingfrei" ist.
Bio-Wolle stammt von Tieren aus artgerechter Haltung, was durch Zertifizierungen wie kbT (kontrolliert biologische Tierhaltung) garantiert wird. Die Verarbeitung der Wolle erfolgt nach strengen Richtlinien.

Seide

Seide wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen und zeichnet sich durch ihre glatte, glänzende Oberfläche aus. Auch bei Seide gibt es Unterschiede, die von der Produktionsweise abhängen.
Abgesehen von den verwendeten Chemikalien, die beim Verarbeitungsprozess konventioneller Seide eingesetzt werden, ist vor allem der ethische Aspekt hervorzuheben: Um die Fäden unversehrt zu gewinnen, werden die Seidenraupen in der Regel getötet. Bio-Seide, die auch als “gewaltfreie Seide” bezeichnet wird, wird nach ökologischen und ethischen Standards produziert. Bevor die Fäden weiterverarbeitet werden, dürfen die Raupen ihren Kokon verlassen.

Synthetische Fasern

Synthetische Fasern sind eine vergleichsweise junge Errungenschaft der Textilindustrie. Sie werden vollständig künstlich hergestellt aus petrochemischen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle. Die Entwicklung synthetischer Fasern begann im frühen 20. Jahrhundert, wobei Nylon die erste synthetische Faser war, die 1935 auf den Markt gebracht wurde. Ein gemeinsames Merkmal synthetischer Fasern ist ihre hohe Strapazierfähigkeit und Formbeständigkeit. Die Stoffe sind oft wasserabweisend, leicht zu färben und knitterfrei. Bei der energieintensiven Herstellung werden einige problematische Chemikalien freigesetzt und ein weiteres großes Problem stellt Mikroplastik dar, das durch Abrieb freigesetzt werden kann.

Polyester

Aufgrund seiner Stärken wie schneller Trocknung und Formbeständigkeit wird Polyester vor allem in Sport- und Outdoorbekleidung und in technischen Textilien verwendet. Die Faser ist nicht atmungsaktiv, wodurch es beim Tragen zu einem Hitzestau auf der Haut kommen kann, was Hautirritationen oder allergische Reaktionen begünstigen kann. Polyester wird aus Erdöl gewonnen und in einem energiereichen Prozess durch Polykondensation hergestellt.

Nylon

Nylon wurde zunächst vor allem für Strümpfe und Fallschirme verwendet und findet heute außerdem Anwendung in Sportkleidung und Outdoor-Ausrüstung sowie vielen Alltagsprodukten. Die Faser ist besonders reißfest und zeichnet sich durch hohe Elastizität aus. Auch Nylon wird durch energieintensive Polykondensation hergestellt, wobei klimaschädliche Gase wie Lachgas (N₂O) als Nebenprodukt entstehen.

Polyacryl

Polyacryl (PAN) wird oft als Ersatz für Wolle verwendet und kommt vor allem in Pullovern, Winterkleidung und Decken zum Einsatz. Es handelt sich um eine leichte, wärmende Faser. Hergestellt wird Polyacryl aus Acrylnitril, wobei gesundheitsschädliche Zwischenprodukte entstehen.

Elastan

Elastan, auch als Spandex oder unter dem Markennamen Lycra bekannt, ist für seine extreme Dehnbarkeit und Formstabilität bekannt. Die Faser wird selten allein verwendet, sondern mit verschiedenen anderen Fasern kombiniert, wobei ein Elasthananteil von 2–3 % schon für deutlich mehr Dehnbarkeit sorgt. Elastan findet sich in Sportbekleidung, Bademode, Shapewear und elastischen Stoffen aller Art. Die Herstellung von Elasthan ist chemisch aufwändig und basiert auf der Synthese von Polyurethan, das aus Erdöl gewonnen wird.

Regeneratfasern (Zellulosefasern)

Regeneratfasern werden aus natürlichen Rohstoffen wie Holz oder Bambus gewonnen, die Zellulose enthalten. Diese wird dann chemisch verarbeitet, um daraus spinnbare Fasern herzustellen. Zellulosefasern stellen somit eine Brücke zwischen Natur- und Chemiefasern dar. Die Fasern bieten eine weiche, oft seidige Textur und eine gute Atmungsaktivität. Die ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen ihrer Herstellung und Verarbeitung sollten nicht unterschätzt werden, da sie oft mit Chemikalien belastet sind. Zu den bekanntesten Zellulosefasern gehören Viskose, Lyocell, Modal und Ecovero.

Viskose

Viskose wird aus Zellulose, meist aus Holz, hergestellt. Die Herstellung ist chemisch intensiv und mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. In der Verarbeitung wird Schwefelkohlenstoff verwendet, was ein hochgiftiges Lösungsmittel ist, das eine Gefahr für die Arbeiter in der Produktion und die Umwelt darstellt. Rückstände können in der Faser verbleiben und Hautreizungen verursachen. Viskose wird auch oft mit Chlor gebleicht, was gesundheitsschädliche Nebenprodukte wie Dioxine freisetzen kann.

Modal

Modal ist eine Weiterentwicklung der Viskose und wird ebenfalls aus Zellulose, meist aus Buchenholz, hergestellt. Die Faser zeichnet sich durch Weichheit, Elastizität und hohe Feuchtigkeitsaufnahme aus. Sie wird oft für Unterwäsche und Freizeitkleidung verwendet. Modal wird in einem ähnlichen chemischen Prozess wie Viskose hergestellt, jedoch mit verbesserten Verfahren, die weniger Umweltbelastungen verursachen. Auch hier können Rückstände von Chemikalien wie Natronlauge oder Bleichmitteln auftreten, allerdings in geringeren Mengen als bei herkömmlicher Viskose. Lenzing produziert eine besonders nachhaltige Variante unter dem Namen Lenzing Modal™, die aus Holz aus zertifiziert nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.

Ecovero

ECOVERO™ ist eine Marke der Firma Lenzing und steht für eine besonders umweltfreundliche Variante von Viskose. Die Zellulose stammt aus zertifizierten, nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, und die Herstellung erfolgt mit deutlich geringeren Emissionen und Wasserverbrauch im Vergleich zur herkömmlichen Viskoseproduktion. Aufgrund strenger Umweltstandards und eines geschlossenen Produktionskreislaufs ist ECOVERO™ frei von den meisten problematischen Chemikalien, die bei herkömmlicher Viskose auftreten. Dennoch können in der Endverarbeitung, wie bei allen Zellulosefasern, Chemikalien hinzugefügt werden.

Lyocell

Lyocell ist eine moderne Zellulosefaser, die eine umweltfreundlichere Alternative zur Viskose darstellt. Die Herstellung erfolgt in einem geschlossenen Kreislauf, bei dem das Lösungsmittel nahezu vollständig recycelt wird. Lyocell ist auch unter dem Markennamen Tencel™ der Firma Lenzing bekannt, bei dem besonders strenge Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Die Fasern zeichnen sich durch Formbeständigkeit, Robustheit, Atmungsaktivität und angenehmen Tragekomfort aus. Lyocell wird häufig für Unterwäsche, Sportbekleidung und Oberbekleidung verwendet.
Im Vergleich zu anderen Zellulosefasern wie Viskose gilt Lyocell als schadstoffarm, da keine hochgiftigen Chemikalien wie Schwefelkohlenstoff verwendet werden. Dennoch können in nachgelagerten Verarbeitungsschritten, wie beim Färben oder der Textilveredelung, bedenkliche Chemikalien hinzugefügt werden. Kleidung aus Lyocell, die nach strengen Standards wie GOTS zertifiziert ist, stellt eine hohe Qualität sicher.

Mischfasern

Mischfasern entstehen durch die Kombination verschiedener Faserarten, um deren individuelle Eigenschaften zu optimieren. Dabei werden häufig Natur- und Kunstfasern miteinander kombiniert, wie Baumwolle und Polyester, oder auch verschiedene Kunstfasern wie Polyester und Elastan.
Ein Nachteil von Mischfasern ist ihre Umweltbilanz: Sie sind schwer zu recyceln, da die Fasern in der Regel nicht einfach voneinander getrennt werden können. Außerdem gibt es die bereits genannten Nachteile synthetischer Fasern, wie die Mikroplastik Freisetzung.

Zertifizierungen und Standards

Wie weiter oben schon knapp angerissen, gibt es verschiedene Zertifizierungen und Standards, die eine bestimmte Qualität der Textilien garantieren. Wie du nun weißt, können auch bei weiteren Verarbeitungsschritten noch zahlreiche für uns schädliche Chemikalien in die Fasern und die Umwelt gelangen. Im Folgenden möchte ich einige wichtige Standards vorstellen.

GOTS (Global Organic Textile Standard)

Der GOTS gilt weltweit als strengster Textilverarbeitungsstandard für Bio-Fasern. Er stellt Anforderungen entlang der gesamten textilen Lieferkette, wobei Endprodukte wie Garne, Stoffe, Kleidung, Heimtextilien und Körperpflegeprodukte eine GOTS-Zertifizierung erhalten können.2 Mindestens 70% der Fasern müssen aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder Tierhaltung (kbA oder kbT) stammen und tragen dann die GOTS Zertifizierung “made with organic”. Um das Label “Organic” tragen zu dürfen, muss ein Textilerzeugnis mindestens 95% Bio-Fasern aus pflanzlicher Herkunft (Baumwolle, Leinen, Hanf) oder tierischer Herkunft (Wolle, Seide, Kaschmir) enthalten. Die Endprodukte sind GVO-frei und frei von giftigen Chemikalien.3

IVN BEST (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft)

Der IVN, der einer der 4 Mitgründer des GOTS ist, setzt mit seinem BEST Standard noch strengere Maßstäbe als GOTS, der vor allem im europäischen Raum bekannt ist. Es sind ausschließlich Naturfasern aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) zugelassen.4 Die Kriterien für Chemikalien und Hilfsmittel sind sehr restriktiv.

Öko-Tex Standard 100

Der Öko-Tex Standard 100 fokussiert sich auf die Schadstoffprüfung des Endprodukts. Jede Komponente – vom Faden über Knöpfe bis zum Etikett – wird auf gesundheitsgefährdende Substanzen getestet. Insgesamt wird auf über 1.000 Schadstoffe getestet. 5 Es werden bei der Prüfung vier Produktklassen mit unterschiedlichen Grenzwerten unterschieden, je nachdem wie intensiv der Hautkontakt mit dem Endprodukt sein wird und je empfindlicher die Haut. Babykleidung befindet sich in Produktklasse 1 und muss die höchsten Anforderungen erfüllen. 6

Fazit: Die Dosis macht das Gift

Aber was ist denn jetzt eigentlich so schlimm an den aufgeführten Toxinen? Ein bisschen Gift geht schon und ist doch vollkommen normal!
Zuallererst: Was ist schon normal? Vor gar nicht allzu langer Zeit, als es noch keine synthetischen Fasern oder Massenproduktion von Textilien gab, war die Menschheit noch viel weniger belastet mit den genannten Schadstoffen. Fakt ist auch, dass die Menschheit immer unfruchtbarer wird und Zivilisationskrankheiten zunehmen. Es geht nicht darum, dass die eine Lululemon Leggins, die man zum Sport trägt, uns krank macht, sondern darum, dass die Dosis das Gift macht. Die Entgiftungsleistung jedes Menschen ist individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Jeder hat quasi ein individuelles Fass, das irgendwann überläuft. Die Folgen von einer Belastung mit Umweltgiften und Toxinen zeigen sich dann nicht als ein spezielles Symptom, sondern haben komplexe Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel und den Organismus.
Natürlich solltest du nun auch keinesfalls in Panik verfallen und deinen gesamten Kleiderschrank entsorgen, aber vielleicht hat dein neu erworbenes Wissen ja einen Einfluss auf deine nächsten Kaufentscheidungen oder sogar auf deinen Geruchssinn: Die “schafig” riechende Wolle könnte ja plötzlich doch angenehm durften. Und wenn dir die GOTS zertifizierte Wolle oder Baumwolle zu teuer ist, dann ist konventionelle Wolle oder Baumwolle, die man auch bei den gängigen Mainstream Ketten erwerben kann, gesünder für deinen Körper als Kleidung aus Polyester. Das Lesen des Kleingedruckten auf dem Pflegeetikett kann sich durchaus lohnen!


Quellen:

Footnotes

  1. Spitz J. Vitamin D – Hype oder Hope. Vortrag vom 20. Februar 2018 [Internet]. YouTube; 2018 [zitiert am 10. Jan. 2025]. Verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=xEU7Hb8KrpM

  2. Global Organic Textile Standard. The Standard [Internet]. GOTS; 2025 [zitiert am 10. Jan. 2025]. Verfügbar unter: https://global-standard.org/de/der-standard

  3. Global Organic Textile Standard. Bio-Fasern [Internet]. GOTS; 2025 [zitiert am 10. Jan. 2025]. Verfügbar unter: https://global-standard.org/de/der-standard/schluesselkriterien/bio-fasern

  4. Deutsches Textilbündnis – IVN. Qualitätszeichen BEST [Internet]. IVN; 2025 [zitiert am 10. Jan. 2025]. Verfügbar unter: https://naturtextil.de/qualitaetszeichen/qualitaetszeichenbest/

  5. OEKO-TEX. STANDARD 100 by OEKO-TEX [Internet]. OEKO-TEX; 2025 [zitiert am 10. Jan. 2025]. Verfügbar unter: https://www.oeko-tex.com/de/unsere-standards/oeko-tex-standard-100

  6. OEKO-TEX. STANDARD 100 by OEKO-TEX – Supplements [Internet]. OEKO-TEX; 2025 [zitiert am 10. Jan. 2025]. Verfügbar unter: https://www.oeko-tex.com/de/unsere-standards/oeko-tex-standard-100/supplements#ce8032

Julia Meusel
Ganzheitliche Gesundheitsberaterin
hey@body-mind-connect.com
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